Direkt zu:
Landschaft Welle
03.12.2015

Harte Arbeitsbedingungen unter Tage

Delegation aus Calw lernt oberschlesische Bräuche kennen.

 

Calw/Knurow - Der Landkreis Calw pflegt seit mehr als zwei Jahrzehnten eine enge Partnerschaft mit dem Landkreis Mittelsachsen und ist vor sechs Jahren auch eine offizielle Partnerschaft mit dem polnischen Landkreis Gliwice eingegangen. Gegenseitige Besuche, der Austausch in Sachfragen sowie Kontakte zwischen Schulen und Vereinen hüben wie drüben stehen für dieses Bündnis, das Landrat Helmut Riegger gerne als „gutes Beispiel für eine enge Partnerschaft in der EU" preist. Vor diesem Hintergrund reiste eine kleine Delegation aus dem Landratsamt unter Führung des stellvertretenden Landrats Frank Wiehe dieser Tage nach Polen, um einerseits Gespräche mit den Vertretern vor Ort zu führen, andererseits aber auch, um am erstmals vom dortigen Landkreis ausgerichteten „politischen“ Bergmannsfest teilzunehmen. Welche Bedeutung die Gastgeber der Delegation aus dem Landkreis Calw einräumten, beweist die Tatsache, dass zu der Veranstaltung sogar Regierungsvertreter aus Warschau kamen.

Schon der Auftakt des dreitägigen Besuchs im Landkreis Gliwice war für die Gäste aus Calw beeindruckend, bekamen sie doch einen intensiven Einblick in die Tradition und harten Arbeitsbedingungen des Bergbaus, als es im oberschlesischen Knurow 850 Meter unter Tage ging. Für Landrat-Vize Wiehe, Sozialdezernent Norbert Weiser, Umweltdezernent Joachim Bley, Stabsstellenleiterin Claudia Krause und Dolmetscher Marian Czogalik bedeutete dies – in Schutzkleidung gehüllt – zunächst mit einem vergitterten Fahrkorb in 650 Meter Tiefe zu fahren, um von dort mit einer Grubenbahn zur so genannten „Gondel" zu gelangen. Diese an der Decke befestigten offenen Kabinen beförderten die Besucher aus Calw und dem polnischen Puck – die ebenfalls eine Partnerschaft mit dem Landkreis Gliwice unterhalten – unter lautem Getöse noch tiefer in das Bergwerk. Nach einem Fußmarsch in der dunklen, staubigen und warmen Unterwelt gelangten die Gäste in jenen Bereich, wo vor allem junge Männer unter großen körperlichen Anstrengungen und bei großem Lärm der Maschinen die Steinkohle abbauen. Ein Vertreter des Bergwerks erläuterte, dass auf diese Weise hier jährlich rund 400.000 Tonnen Steinkohle aus dem Berg gefräst werden. Nicht nur Vize-Landrat Wiehe, auch die anderen Besucher zeigten sich nach der Rückkehr ans Tageslicht tief beeindruckt von der Arbeit der Bergleute: „Was dort unten geleistet wird, nötigt mir großen Respekt ab", so Wiehe.

Kein Wunder, dass sich viele Gespräche in der Folgezeit und beim Bergmannsfest um diese Bran-che drehten, zumal die polnischen Gastgeber deutlich machten, dass die Region trotz Energiewende in Europa noch mindestens 30 Jahre auf den Abbau von Steinkohle setzen will. Dabei betonte Waldemar Dombek, Landrat des Partnerlandkreises Gliwice, dass die Menschen in der Region sehr mit dem Bergbau verwurzelt und viele gesellschaftliche Bräuche damit verbunden sind. Einen Beweis bekamen die Mitglieder der Delegation dann auch mit auf den Heimweg: Bierkrüge mit dem Motiv der heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute. 

Landrat-Vize Wiehe, der auf dieser Reise den terminlich verhinderten Landrat Helmut Riegger vertrat, zeigte sich beim offiziellen Teil auch beeindruckt von der Gastfreundschaft und Feierfreude der Polen. „Es ist für uns eine Ehre, an diesem Fest teilnehmen zu dürfen. Sie haben für uns Ihre polnische Seele geöffnet und wir sind dankbar, Teil dieser schlesischen Tradition sein zu dürfen." Ein Lob, das gerade auch Michal Nieszporek freute. Er, der einst Direktor des Bergwerks gewesen war und dann bis Ende 2014 den Posten des Landrats von Gliwice innehatte, war der eigentliche Initiator dieser Veranstaltung.

Ein Wiedersehen mit dem Partnerlandkreis und damit ein weiteres Kapitel in dieser Freundschaft dürfte es schon bald geben, denn Wiehe sprach eine offizielle Einladung zum nächsten Hesse-Lauf nach Calw aus, der im März nächsten Jahres stattfindet.

Kontakt

Valerie Nußbaum
Zentrale Steuerung
Pressearbeit
Vogteistraße 42-46
75365 Calw
Anfahrt
Telefon: 07051 160 645
Fax: 07051 795 645
E-Mail oder Kontaktformular