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Landschaft Welle
24.04.2018

Kreistag fasst wegweisenden Beschluss zur Gesundheitsversorgung

In einer Sondersitzung folgte der Calwer Kreistag am Montag (23.04.2018) der Empfehlung des Aufsichtsrats der Kreiskliniken gGmbH und beschloss bei nur einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen das künftige Medizinkonzept zur stationären medizinischen Versorgung im Landkreis Calw.

Der Kreistag bekennt sich damit zu einem Plankrankenhaus an zwei Standorten. Während das Krankenhaus in Nagold grundsaniert und erweitert wird, sieht das nachhaltige Konzept für Calw einen Klinikneubau mit angeschlossenem Gesundheitscampus auf dem Stammheimer Feld vor. Der Entwurf eines Architektenwettbewerbs hierfür liegt bereits vor. Deshalb hat der Kreistag im Rahmen der Sondersitzung auch die Bietergemeinschaft Ingenieurbüro Prof. Dr. Ing. Vogt Planungsgesellschaft mbH (Leipzig)/HDR GmbH (Stuttgart) mit dem Neubau des Krankenhauses in Calw beauftragt und dem Erwerb für die dafür notwendige Grundstücksfläche zugestimmt.

Landrat Helmut Riegger machte in der Sitzung deutlich, dass sich die zuständigen Gremien die Entscheidung zu diesem Konzept nicht leicht gemacht haben, ist es doch mit Investitionen von rund 150 Millionen Euro abzüglich der zu erwartenden Zuschüsse des Sozialministeriums verbun-den. „Ein ländlich geprägter Landkreis wie der Kreis Calw kann unter strukturpolitischen Gesichts-punkten nicht mit demselben Maßstab bewertet werden, wie die angrenzenden Ballungsräume“, gab der Kreischef zu bedenken. Deshalb sei, so Landrat Riegger, mit dem Erhalt der beiden Standorte Calw und Nagold weiterhin eine wohnortnahe stationäre Gesundheitsversorgung gewährleistet.

Eine wesentliche Änderung gegenüber der Medizinkonzeption 2020 besteht darin, dass die Neurologische Klinik inklusive Stroke Unit (Schlaganfalleinheit) an das Schwerpunktkrankenhaus nach Nagold verlagert wird und die Orthopädische Klinik am Standort Calw verbleibt.

Die Fraktionsvorsitzenden im Kreistag stellten sich unisono hinter die Anpassung der Medizinkonzeption. „Die Zeit ist reif für diese Entscheidung“, stellte der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Jürgen Großmann, fest. Er wies daraufhin, dass jede Konzeption auch von Kompromissen geprägt sei.

Für Volker Schuler, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, ist mit dem jetzt vorliegenden Kon-zept die Akutversorgung der Bevölkerung an beiden Standorten gesichert. „Dies ist ein Tag der Freude, aber auch der Herausforderung“, so Schuler.

Ursula Utters, Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion und Allgemeinmedizinerin, hob hervor, dass sich „mit dem nun beschlossenen Konzept und dem geplanten Gesundheitscampus durch die Verzahnung ambulanter und stationärer Angebote besonders attraktive Entwicklungsmöglichkeiten bieten.“

Für den Vorsitzenden der Grünen-Kreistagsfraktion, Johannes Schwarz, habe der Kreistag mit seiner Entscheidung die Verantwortung dafür übernommen, die erforderlichen Grundstrukturen für eine zukunftsfähige medizinische Versorgung im Landkreis Calw festzulegen. „Diese gilt es nun mit medizinischem Leben zu füllen.“

Mit der Neuordnung der Disziplinen an den beiden Klinikstandorten Nagold und Calw und dem angeschlossenen modernen Gesundheitscampus sieht der medizinische Geschäftsführer des Klinikverbundes Südwest, Jörg Noetzel, die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung im Landkreis Calw für die Zukunft sehr gut aufgestellt: „Wir konnten unser medizinisches Angebot für den Landkreis Calw durch die Neusortierung so aufstellen, dass beide Häuser neben der wohnortnahmen Notfallversorgung auch ein profiliertes Spektrum anbieten. Darüber hinaus ergeben sich im Gesundheitscampus durch die räumliche Nähe der verschiedenen Angebote und die Möglichkeiten zur sektorenübergreifenden Nutzung der Infrastruktur für Patienten, Mitarbeiter und niedergelassene Kolleginnen und Kollegen sehr attraktive Rahmenbedingungen.“

„Mit dem nun beschlossenen Medizinkonzept ist es uns möglich, unter modernen Rahmenbedingungen weiterhin ein breites Leistungsangebot mit hoher Qualität an den beiden Standorten im Landkreis Calw vorzuhalten“, schloss Hubert Mörk, ärztlicher Direktor des Kreisklinikums Calw-Nagold.

Hintergrundinfo:

Die Fortschreibung der Medizinkonzeption ist eine Reaktion auf veränderte Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen, die in den vergangenen Jahren bundesweit insbesondere zu einer zunehmenden Zahl an Klinikschließungen und einem gesteigerten Wettbewerb um Fachkräfte geführt haben. Zur Verbesserung der medizinischen Ausrichtung und wirtschaftlichen Perspektive der Kreiskliniken hat sich der Calwer Kreistag für eine Anpassung der bisherigen Medizinkonzeption 2020 ausgesprochen.

Als wesentliche Änderung zur bisherigen Konzeption wurde die Verlagerung der Neurologie inklusive Stroke Unit (Schlaganfalleinheit) an das Schwerpunktkrankenhaus nach Nagold und der Verbleib der Orthopädischen Klinik am Krankenhaus Calw beschlossen.

Die angepasste Medizinkonzeption sieht vor, dass die Neurologische Klinik inklusive Stroke Unit an den Standort Nagold verlagert wird. Das breite internistische Spektrum mit Kardiologie, Gastroenterologie mit onkologischer Tagesklinik sowie die Allgemein- und Viszeralchirurgie und Urologie bleiben erhalten. Das unfallchirurgische Angebot wird erweitert.

Im Krankenhaus Calw soll es neben dem neuen Gesundheitscampus auch zukünftig eine starke Orthopädie mit Basis-Unfallchirurgie sowie eine Basis-Bauchchirurgie geben. Die vorhandene Innere Medizin/Kardiologie mit 24-Stunden-Notfall-Herzkatheterversorgung soll um geriatrische Angebote ergänzt und erweitert werden.

Weiterhin sind neben einem neurologischen Dienst unter anderem zusätzliche Schmerzbetten geplant. Die bereits seit dem Jahr 2015 bestehende Hauptabteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie ist weiterhin im stationären Angebot enthalten.

An beiden Standorten wird auch künftig eine Intensivstation und Notaufnahme sowie eine OP-Bereitschaft rund um die Uhr vorgehalten.

Durch die Einbettung des Neubaus der Kliniken Calw in den geplanten Gesundheitscampus mit einer Klinik für Psychosomatik (30 Betten) und psychiatrischer Tagesklinik (12 Plätze), einem ambulanten Dialysezentrum (25 Behandlungsplätze) sowie dem Haus der Gesundheit mit Praxen, Pflegediensten und AOK-Einrichtungen ergeben sich ideale Voraussetzungen für die Verzahnung stationärer und ambulanter Angebote.

Neben der Fortschreibung der Medizinkonzeption, verabschiedete der Kreistag in der gestrigen Sitzung auch die Entwurfsplanung und genehmigte die veranschlagten Kosten für die Generalsanierung und die Erweiterung der Kliniken Nagold. Zudem stimmte das Gremium der Beauftragung eines Architekten für den Neubau der Kliniken Calw und dem Grunderwerb für das Areal des geplanten Gesundheitscampus auf dem Stammheimer Feld III in Calw zu.

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