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Landschaft Welle
13.10.2021

Modellprojekt zur Umsetzung des Biotopverbunds im Landkreis Calw - Sanierung Trockenmauern

Sanierung von Trockenmauern zum Schutz der heimischen biologischen Vielfalt

Das Modellprojekt Biotopverbund Calw ist eine Kooperation zwischen dem Naturschutzreferat am Regierungspräsidium Karlsruhe (RPK) und dem Landschaftserhaltungsverband Calw (LEV). Im Modellprojekt wurden seit Beginn des Projekts im Jahr 2020 eine Vielzahl an Landschaftspflegearbeiten umgesetzt, die den Verbund der Lebensräume im Landkreis Calw stärken. Durch die zusätzlichen finanziellen Mittel ist es möglich auch aufwendigere Biotopverbund-Maßnahmen wie die Sanierung von Trockenmauern anzugehen. Trockenmauern leisten als Lebensraum und Verbindungselement einen wichtigen Beitrag zum Biotopverbund, der die heimische biologische Vielfalt erhält und fördert. Sie sind nach Roter Liste Baden-Württemberg gefährdete Biotope und naturschutzfachlich von hoher Bedeutung.

Im Rahmen des Modellprojekts werden daher nun bei Berneck und Wildberg naturschutzfachlich wertvolle Trockenmauern saniert, die kurz vor dem Zerfall stehen. Die Arbeiten werden bis Ende Oktober 2021 abgeschlossen.

Im Naturschutzgebiet „Köllbachtal mit Seitentälern“ liegen am Gewann Neuenäcker nordöstlich von Berneck zwei Trockenmauern, die in zwei Stufen den abfallenden Steilhang sichern. Unterhalb der Mauern liegen europäisch geschützte artenreiche Magere Flachland-Mähwiesen und Magerrasen. Die Wiesen sind durch ein Nebeneinander von Arten der Fettwiesen wie Gamander-Ehrenpreis, Gewöhnliche Wiesenschafgarbe und Spitz-Wegerich sowie zahlreiche Magerkeitszeiger wie Acker-Witwenblume, Wiesen-Margerite und Knolliger Hahnenfuß geprägt. Auch oberhalb der Nagoldschleife im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) „Calwer Heckengäu“, östlich der Stadt Wildberg, befinden sich stark zerfallene Trockenmauern, die saniert werden.

Die Sanierung der Mauern ermöglicht es die artenreichen Wiesen weiterhin mit Schafen zu beweiden und die traditionelle Bewirtschaftung vor Ort langfristig zu sichern. Die Ausbreitung von Samen über die Hirtenwege ist ein wichtiger Beitrag für einen funktionalen Biotopverbund um eine vielfältige Natur und Landschaft zu entwickeln. Die Sanierung dient damit dem Erhalt dieser landschaftsprägenden, kulturhistorischen und ökologisch wertvollen Landschaftsbestandteile. Die unterschiedlich ausgeprägten Spalten und Hohlräume bieten zahlreichen wärmeliebenden Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Tierarten wie zum Beispiel Eidechsen, Blindschleichen, Kröten, Hummeln, Spinnen und kleine Vögel nutzen Trockenmauern als Rückzugsorte und Nahrungshabitate.

Weitere Informationen

Das Naturschutzgebiet „Köllbachtal mit Seitentälern“ hat eine Fläche von 99,9 Hektar und wurde bereits 1992 unter Schutz gestellt. Es wird als eine naturnahe Tallandschaft der Enz-Nagold-Platten mit vielfältigen Feuchtgebietstypen, kulturhistorisch einzigartigen Wässerwiesen und sonnenexponierten Hängen mit Hecken und Natursteinmauern beschrieben.

Das FFH-Gebiet „Calwer Heckengäu“ ist Teil des europäischen Schutzgebietsnetz Natura2000 und zeichnet sich durch eine kleinräumig gegliederte Kulturlandschaft mit den dort typisch vorkommenden Wacholderheiden, Streuobstwiesen und namensgebenden Feldhecken aus. Ziel von Natura2000 ist es das europäische Naturerbe zu erhalten.

Die Umweltverwaltung stellt mit dem Daten- und Kartendienst UDO „Umweltda-ten und Karten Online“ weitere Informationen zu Biotopen, Biotopverbund und Schutzgebieten zur Verfügung: https://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/ 

Modellprojekt zur Umsetzung des Biotopverbunds im Landkreis Calw

Das Modellprojekt ist Teil des Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt des Landes Baden-Württemberg. Die Naturschutzbehörde am Regierungspräsidium Karlsruhe unterstützt diese Arbeiten unter anderem durch die Entwicklung einer Methode zur Identifizierung und Priorisierung von potenziellen Maßnahmenflächen und einem Monitoring sensibler Artengruppen. Die Biotopverbund-Botschafterin des Landschaftserhaltungsverbands (LEV) Calw setzt zusammen mit Kommunen, Naturschutzverbänden, Landwirten, Schäfern und Landschaftspflegeunternehmern Maßnahmen zur Stärkung des Biotopverbunds um. Außerdem berät sie die Städte und Gemeinden bei der Erstellung von kommunalen Biotopverbundplänen, die die Basis für die Umsetzung des Biotopverbunds darstellen. Finanziell unterstützt werden sowohl Maßnahmen als auch die Erstellung der Pläne vom Land Baden-Württemberg.

Informationen zum Modellprojekt zur Umsetzung des Biotopverbunds im Landkreis Calw stehen auch auf der Internetseite des Regierungspräsidiums Karlsruhe unter https://rp.baden-wuerttemberg.de/rpk/abt5/modellprojekt-biotopverbund-lkrs-cw/ 

„Biotopverbund-Botschafterinnen und Biotopverbund-Botschafter“ der Landschaftserhaltungsverbände

Das im Juli 2020 in Kraft getretene Biodiversitätsstärkungsgesetz hat das Ziel den Biotopverbund in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030 auf einen Flächenanteil von 15 Prozent im Offenland auszubauen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die Gemeinden verpflichtet Biotopverbundpläne zu konzipieren oder ihre Landschaftspläne auf Basis des Fachplans Landesweiter Biotopverbund fortzuschreiben. Zur Unterstützung dieser Aufgabe hat das Land Baden-Württemberg die Landschaftserhaltungsverbände mit einer zusätzlichen Stelle personell verstärkt. Die Biotopverbund-Botschafter und Biotopverbund-Botschafterinnen der jeweiligen Landkreise können von Kommunen, ob Mitglied im LEV oder nicht, in Fragen Biotopverbund angesprochen werden.

Fachplan Landesweiter Biotopverbund

Um die Verbindung von Biotopen und den Austausch zwischen Arten in unseren stark zersiedelten und zerschnittenen Landschaften zu gewährleisten, hat das Land Baden-Württemberg den Fachplan Landesweiter Biotopverbund erarbeitet. Er stellt eine wichtige Planungsgrundlage für die Umsetzung des Biotopverbunds dar und steht allen Interessierten, Städten und Gemeinden kostenfrei zur Verfügung (https://pudi.lubw.de/ > Suchbegriff „Fachplan“ > „Fachplan Landesweiter Biotopverbund. Arbeitsbericht“, oder Ansicht im Kartendienst UDO der LUBW). Ziel bei der Erarbeitung des Fachplans war eine landesweite Planungsgrundlage für den Biotopverbund des Offenlandes auf Basis vorhandener Fachbeiträge und digitaler Datengrundlagen zu schaffen. Es wurde eine Untergliederung in Offenland-Lebensraumtypen trockener, mittlerer und feuchter Standorte verfolgt, denen Arten verschiedener Anspruchstypen zugeordnet werden können.

Der Fachplan dient als Planungsgrundlage für alle raumplanerischen Belange in Baden-Württemberg. Kernflächen und Kernräume stellen das Grundgerüst eines Biotopverbunds im Offenland dar. Geeignete Flächen und Maßnahmen können in den Suchraumkulissen identifiziert werden und werden so zum Bestandteil eines Biotopverbundplans. Die Einbindung des Fachplans Landesweiter Biotopverbund in die Biotopverbundpläne gewährleistet die Berücksichtigung überregionaler Verbundachsen.

Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt

Das Land Baden-Württemberg verpflichtet sich zum Erhalt der biologischen Vielfalt als Lebensgrundlage. Deshalb hat die Landesregierung Ende 2017 das Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt aufgelegt. Die Ministerien für Umwelt, für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie für Verkehr verstärken damit ihre Anstrengungen zum Erhalt der Artenvielfalt. Im ersten Durchlauf standen 13,5 Millionen Euro zur Verfügung, die in Maßnahmen im Natur- und Artenschutz sowie in erhöhter Förderung, Forschung und im Monitoring eingesetzt wurden. Das Naturschutzreferat am Regierungspräsidium Karlsruhe beteiligt sich am Sonderprogramm mit verschiedenen Projekten zu den Themen Lichtverschmutzung in Naturschutzgebieten, Archewiesen zur autochthonen Saatgutgewinnung, Pestizidreduktion auf landwirtschaftlichen Flächen und Qualitätssicherung in Naturschutzgebieten.

Bild: Trockenmauer kurz vor Abschluss der Sanierung, Berneck (Bildautor: Lucas Zanter)

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