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15.02.2022

Long-Covid-Projekt startet im Landkreis Calw

Gezielte und zeitnahe Hilfe für Betroffene / Arztpraxen werden entlastet 

Seit Anfang 2020 hat die Corona-Pandemie die Welt fest im Griff. Offiziell waren fast neun Millionen Menschen in Deutschland mit Corona infiziert. Im Anschluss an eine Covid-19 Erkrankung können Beschwerden über längere Zeit anhalten. Meistens kommt es nach wenigen Wochen zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden, doch manche Patientinnen und Patienten brauchen deutlich länger, um zu genesen. Bei einigen Betroffenen treten erst Wochen nach der Infektion neue Symptome auf, die im Zusammenhang mit der vorangegangenen Covid-Infektion stehen. 

Long-Covid bezeichnet Beschwerden, die länger als vier Wochen nach der Infektion auftreten oder fortbestehen. Je nach Studie haben 20 bis 50 Prozent der Patientinnen und Patienten noch vier Wochen nach einer Covid-19 Infektion mit den Folgen zu kämpfen. Zu den häufigsten Symptomen von Long-Covid zählen allgemeine Schwäche und Abgeschlagenheit, eingeschränkte Belastbarkeit, Atemnot bei Belastung, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Gliederschmerzen sowie Geruchs- und Geschmacksstörungen. Die Ursachen für Long-Covid sind noch weitgehend ungeklärt. Aus diesem Grund durchlaufen Betroffene zahlreiche Untersuchungen in unterschiedlichsten Arztpraxen. Ebenso ist derzeit noch unklar, ob Long-Covid ebenso häufig nach einer Infektion mit der Omikron-Variante auftritt.

Die Versorgung der Long-Covid-Patientinnen und Patienten ist aktuell sehr schwierig, da es an den Schwerpunktambulanzen der Universitätskliniken und anderen großen Kliniken sehr lange Wartezeiten gibt. Aus diesem Grund haben sich einige niedergelassene Ärzte und einige Klinikärzte aus dem Landkreis Calw zusammengetan, um ein interdisziplinäres Angebot für die betroffenen Patientinnen und Patienten zu schaffen. Vorrangiges Ziel des Long-Covid-Projekts ist die zeitnahe diagnostische und therapeutische Versorgung der betroffenen Patientinnen und Patienten im Landkreis Calw.

Zur Long-Covid Arbeitsgruppe gehören Herr Dr. Thomas Breitkreuz, Chefarzt des Paracelsuskrankenhauses Unterlengenhardt, Herr Dr. Dennis Schlak, Chefarzt Neurologie des Krankenhauses Calw, Frau Dr. Susann Strötker, Chefärztin der Klinik für Psychosomatik am Zentrum für Psychatrie Hirsau, Herr Andre Wolff, Oberarzt für Hämatologie und Onkologie am Krankenhaus Calw, Herr Dr. Bernhard Plappert, niedergelassener Kardiologe Calw, Herrn Lothar Ginader, niedergelassener Allgemeinmediziner in Calw, Herr Prof. Martin Kohlhäufl, niedergelassener Lungenfacharzt in Leonberg, Herr Dominik Orth, Medizinstudent an der Universität Tübingen und Prof. Martin Oberhoff, Chefarzt der Abteilung Innere Medizin am Krankenhaus Calw. Unterstützt wird der Arbeitskreis durch Frau Gisela Daul, AOK Baden-Württemberg und Frau Carolin Gutsch, Landratsamt Calw.

Das Projekt startet zunächst als Pilotprojekt. Über die am Pilotprojekt teilnehmenden Arztpraxen werden betroffene Patientinnen und Patienten rekrutiert. Nach ausführlicher Anamnese werden Krankheitsverlauf und Symptomatik der Betroffenen von den Ärztinnen und Ärzten der Arbeitsgruppe diskutiert und Empfehlungen zur weiteren Diagnostik und Therapie gegeben.  Die am Arbeitskreis beteiligten Ärztinnen und Ärzte stellen hierbei sicher, dass die empfohlenen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen zeitnah erfolgen können. Die Behandlung der Long-Covid-Betroffenen wird zudem wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Nach Abschluss der Pilotphase werden alle Arztpraxen im Landkreis Calw Patientinnen und Patienten an die Long-Covid-Arbeitsgruppe überweisen können. Hier kann ihnen dann gezielt geholfen werden und die Praxen werden entlastet. Patientinnen und Patienten, die keine der Pilotpraxen besuchen, können sich aktuell an ihren Hausarzt bzw. ihre Hausärztin wenden.