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Landratsamt Haus C Welle

INTEGRATION JA - ABER WIE?
Integrationsworkshop zum Flüchtlingszuzug

Am Freitag, 29.01.2016 fand ein vom Landratsamt Calw initiierter Integrations-Workshop zum Flüchtlingszuzug statt.

Mit der Fragestellung „Integration Ja – Aber wie?“ setzten sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Ehrenamt, Vereinen, Arbeitskreisen, Bildungseinrichtungen, Kirche ebenso wie die Flüchtlinge selbst auseinander.

 

 

In vier verschiedenen Arbeitsgruppen wurden die unterschiedlichen Aspekte der Integration beleuchtet und Handlungsmaßnahmen erarbeitet – angefangen vom notwendigen Wohnraum, über die Vermittlung dieser Menschen in den Arbeitsmarkt, bis hin zur gesellschaftlichen Integration.

Erfahren Sie mehr über die Inhalte und Ergebnisse der Arbeitsgruppen:

Wo können Flüchtlinge wohnen?

Moderator: Helmut Riegger
Experte: Matthias Günther, ISP Eduard Pestel Institut für Systemforschung e.V.

Leitfragen:

  • Wo können Flüchtlinge wohnen? 
  • Wieviel Wohnraum wird benötigt? 
  • Wo sollen die Wohnungen liegen (zentral, dezentral)?
  • Welche Wohnformen werden benötigt (1-Zimmer-Wohnung, 2-Zimmer-Wohnung, etc.)?
  • Wer ist verantwortlich für die Beschaffung von Wohnraum?
  • Wie kann eine entsprechende Finanzierung aussehen?

Integrations-Workshop Zusammenfassung Arbeitsgruppe I

   
   

 

Wie können Flüchtlinge in Arbeit vermittelt werden?

Moderator: Dr. Frank Wiehe 
Expertin: Martina Lehmann, Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim
Vertreter der Flüchtlinge: Mohammad Al Fashtaki, Yohannes Kifle

Leitfragen:

  • Wie können Flüchtlinge in Arbeit vermittelt werden?
  • Wie müssen die Rahmenbedingungen gestaltet werden?
  • Welche Akteure sollten sind beteiligt?
  • Was können die Akteure beitragen?
  • Wie sollte die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren gestaltet werden?
  • Welche bürokratischen Hürden sollten abgebaut werden?

Integrations-Workshop Zusammenfassung Arbeitsgruppe II

   
   

 

Worauf müssen sich soziale Einrichtungen und Schulen einstellen?

Moderator: Hans-Georg Heide
Experte: Norbert Weiser, Dezernent Jugend und Soziales
Vertreter der Flüchtlinge: Rana Aldhef, Nour Aldhef

Leitfragen:

  • Welche Herausforderungen und Aufgaben stellen sich uns - was sind die Schwerpunkte?
  • Welche Lösungsansätze gibt es - brauchen wir neue Konzepte?
  • Welche Ressourcen werden benötigt?

Integrations-Workshop Zusammenfassung Arbeitsgruppe III

   
   

 

Wie kann gesellschaftliche Integration erleichtert werden?

Moderator: Uwe Göbel
Experte: Günther Stricker, Arbeitskreis Asyl Calw
Vertreter der Flüchtlinge: Jiwan Kasim, Kufi Akakuo

Leitfragen:

  • Wie können wir (noch nicht anerkannte) Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften und Anschlussunterbringung mit unserem Rechtssystem und gesellschaftlichen Regeln vertraut machen?
  • Wie können Patenmodelle organisiert und ausgestaltet werden?
  • Wie können sich Vereine in die Integrationsarbeit einbringen?
  • Wie können Städte und Gemeinden die Integration unterstützen?

Integrations-Workshop Zusammenfassung Arbeitsgruppe IV

   
   

 

Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen

Ergebnisse aus der Arbeitsgruppe I: Wo können Flüchtlinge wohnen?

Integrations-Workshop Zusammenfassung Arbeitsgruppe I

  • Wo können Flüchtlinge wohnen? 
    • In Bestandsgebäuden
      (Leerstand, 2-Fam.häuser), deren Nutzung aktiviert werden muss;
      aber: derzeit geringe Bereitschaft der Eigentümer
    • In Neubauten
    • Hohe Konzentration in einzelnen Quartieren ist problematisch
  • Was soll gebaut werden?
    • Langfristig flexibel nutzbarer Wohnraum mit variablem Grundriss, der auch eine Nachnutzung als Sozialwohnungen ermöglicht (Stichwort: zunehmende Altersarmut)
    • Mietwohnungen – gibt es im ländlichen Raum zu wenige
    • Sozialwohnungen
    • Keine temporären Lösungen – sie sind zu teuer
  • Wie kommt man an Bauland?
    • Schnelleres Verfahren für Aufstellung von FNPL
    • neue Baugebiete im Außenbereich ausweisen, wenn keine Innenentwicklung möglich ist
    • Kommunen sollen Investoren Grundstücke unter Marktwert oder in Erbpacht zur Verfügung stellen – Problem: Kommunen haben wenig Grundstücke zur Verfügung
    • Einsatz städtebaulicher Entwicklungsmaßnahmen (§ 165 BauGB ff)
  •  Wer ist verantwortlich für die Beschaffung von Wohnraum?
    • Kreise, Städte und Gemeinden?
    • Wohnungsbaugesellschaften im öffentlichen Eigentum?
    • Genossenschaften?
    • Private Investoren?
    • Egal wer baut – es muss wirtschaftlich sein!
  • Wie kann eine entsprechende Finanzierung aussehen/Anreiz für Investoren?
    • Investitions- und Betriebssicherheit muss gewährleistet sein – auch durch evtl. Nachnutzung von Flüchtlingsunterkünften
    • Garantiemiete in den ersten zehn Jahren muss für das Erreichen einer Rendite gewährleistet sein
    • Staatliche Wohnungsbauförderung
    • Vergünstigte Abschreibungen
  • Wo soll gebaut werden?
    • Auch im ländlichen Raum – abhängig davon, ob Residenzpflicht eingeführt wird. Wohnraum in den Städten ist schon jetzt knapp.
    • Überall dort, wo langfristig (preiswerte) Flächen verfügbar sind
    • hohe Konzentration in einzelnen Quartieren problematisch – möglichst dezentral
    • an ausgewählten Standorten mit günstiger Nachnutzungsprognose
    • Am Standort muss Basisinfrastruktur gesichert und/oder Mobilität bezahlbar sein

 

Ergebnisse aus der Arbeitsgruppe II: Wie können Flüchtlinge in Arbeit vermittelt werden?

Integrations-Workshop Zusammenfassung Arbeitsgruppe II

  • Erwerb deutscher Sprachkenntnisse für Integration in Arbeitsmarkt zentral
  • Flüchtlinge für den Arbeitsmarkt auszubilden ist entscheidend
  • Informationsaustausch zwischen allen staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren weiter ausbauen
  • Flüchtlinge über Besonderheiten des deutschen Arbeitsmarkts aufklären
  • Schaffung lokaler Netzwerke um Entscheidungswege kurz zu halten
  • „Einzelfallkonferenzen“ zur Vermittlung von aussichtsreichen Kandidaten

 

Ergebnisse aus der Arbeitsgruppe III: Worauf müssen sich soziale Einrichtungen und Schulen einstellen?

Integrations-Workshop Zusammenfassung Arbeitsgruppe III

  • Einigkeit darüber, dass die deutsche Sprache das A und O ist
  • Um die Sprachkurse ausweiten zu können, wurde angeregt mehr qualifizierte Personen mit Bildungserfahrung (z.B. pensionierte Lehrer) für den Deutschunterricht für Flüchtlinge zu gewinnen
  • Von Vertretern der Flüchtlinge wurde der Wunsch geäußert den Sprachunterricht nicht nur in Flüchtlingsklassen abzuhalten, sondern mehr auch mit deutschen Klassen zusammen
  • Dazu gab es den Vorschlag Schülerpaten oder Schülermentoren einzusetzen
  • Um die medizinische Versorgung der Flüchtlinge zu sichern sollen „Arzt-Mobile“, evtl. mit pensionierten Ärzten mit einer mobilen Arztpraxis zu festen Sprechzeiten in die GUs kommen
  • Diskutiert wurde auch über alternative, vor die Sprachtherapie vorgeschaltete, Therapieformen um traumatisierte Flüchtlinge zu therapieren. Hier wurde besonders auf die Musik- und Kunsttherapie, sowie die tiergestützte Therapie hingewiesen
  • Ebenso wurde vorgeschlagen die Notfallseelsorge um Rat zu bitten
  • Einigkeit bestand auch darin, dass die Öffentlichkeit in Zukunft besser über die Situation der Flüchtlinge, sowie die Voraussetzungen, die Kinder und Jugendliche erfüllen müssen, um den Kindergarten und die Schule besuchen zu dürfen, informiert werden soll
  • Versorgungslücken schließen (Hintergrund: es wurde darauf hingewiesen, dass Schüler, die z.B. in die dritte Klasse kommen keinerlei gesundheitliche Untersuchungen vorweisen müssen, wie das z.B. im Kindergarten oder der 1. Klasse der Fall ist)

 

Ergebnisse aus der Arbeitsgruppe IV: Wie kann gesellschaftliche Integration erleichtert werden?

Integrations-Workshop Zusammenfassung Arbeitsgruppe IV

  • Wie können wir (noch nicht anerkannte) Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften und Anschlussunterbringung mit unserem Rechtssystem und gesellschaftlichen Regeln vertraut machen?
    • durch direkten Kontakt/persönlicher Umgang
    • Material/Filme
    • Faktor Zeit entscheidend
    • Patenschaftsmodell (Familie/Einzelperson)
    • was sind unsere gesellschaftlichen Regeln in unserer dynamischen Gesellschaft?
  • Wie können Patenmodelle organisiert und ausgestaltet werden?
    • Bezugsperson in gleicher Altersgruppe
    • behördliche Hilfe
    • Schneeballsystem
    • Förderung der Selbsthilfe
    • gesellschaftliche und sportliche Aktivitäten
  • Wie können sich Vereine und auch kirchliche Institutionen in die Integrationsarbeit einbringen?
    • Bezugsperson als „Türöffner“
    • „Markt der Möglichkeiten“ (Schnuppertage)
    • Aktionen (Fußballturniere)
    • Angebote speziell für Flüchtlinge
    • Kontakte knüpfen
  • Wie können Städte und Gemeinden die Integration unterstützen?
    • Kindergartenplätze zur Verfügung stellen
    • generell Räumlichkeiten zur Verfügung stellen
    • Finanzierung von Sprachkursen (auch von Personen ohne Aufenthaltsperspektive)
    • Gemeinnützige Arbeit anbieten
    • Informationsfluss zwischen Vereinen und AK´s
    • professionelle Beratungsstrukturen (Beratungsstelle)
    • Straßenfest mit Speisen verschiedener Kulturen
    • Koordinierung unterstützen (Austausch/Forum der AK´s)

 

Ausblick

In den nächsten Wochen werden sich die Verantwortlichen intensiv mit den Ergebnissen aus den Arbeitsgruppen befassen und überprüfen, inwieweit die diskutierten Ansätze realisiert werden können. Hierzu wird der Kontakt mit den Teilnehmern der Veranstaltung aufrechterhalten. In einer Folgeveranstaltung im Herbst 2016 sollen erste Ergebnisse präsentiert und weiter an den Aufgaben gearbeitet werden.