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Landschaft Welle
20.02.2023

Zwei junge Landwirtinnen im Landkreis Calw feiern erfolgreichen Berufsabschluss

Jahreshauptversammlung des Vereins für landwirtschaftliche Fort­bildung

Zu Beginn der diesjährigen Mitgliederversammlung des Vereins für landwirtschaftliche Fachbildung im Kreis Calw (VLF) erhielten zwei junge Landwirtinnen anlässlich ihres erfolgreichen Berufsabschlusses ein kleines Geschenk. Dr. Clemens Dirscherl, seit 2018 bei Kaufland-Fleischwaren zuständig für Tierwohl und Nachhaltigkeit, gab den Anwesenden eine Markteinschätzung zum Fleischkonsum und Einblicke zum Thema „Fleisch der Zukunft – eine Perspektive des Lebensmitteleinzelhandels für die heimische Landwirtschaft“.

Vorsitzender Thomas Schill beschrieb die aktuelle Situation der landwirtschaftlichen Betriebe: Produktionskosten wie Diesel, Strom und Gas steigen stetig, während die Verkaufserlöse wieder fallen. Es gebe keine Planungssicherheit. Örtliche Metzgereien oder Bäckereien schließen wegen hohen Energie- und Rohstoffkosten, Personalmangel oder Auflagen. Hofläden waren zu Corona-Zeiten beliebt, da viele gerne den Einkauf im Supermarkt vermieden. Dies sei nicht länger der Fall. Genauso sei der Einkauf von Bioprodukten oder auf dem Wochenmarkt rückläufig. „Für uns als Produzenten von Nahrungsmitteln wird alles komplizierter, und dabei es ist egal ob BIO, konventionell, Ackerbau oder Viehhaltung im Stall oder auf der Weide.“

VLF-Geschäftsführerin Dagmar Hämmerle skizzierte das Geschehen im abgelaufenen Vereinsjahr und informierte über „Aktuelles aus der Landwirtschaftsverwaltung“. Der Landwirtschaftsverwaltung sei es wichtig, Landwirtinnen und Landwirten in der Umsetzung der neuen Förderprogramme im Rahmen der Gemeinsamen Agrarreform und den damit verbundenen stetig wachsenden Anforderungen an Umwelt und Tierwohl gute Unterstützung zu bieten.

Einen großen Applaus und ein Präsent erhielten Annika Böttinger, Gechingen und Franziska Fröschle, Bad Wildbad, zu ihrem erfolgreichen Berufsabschluss zur Landwirtin. „Die Bereitschaft junger Menschen, eine Ausbildung in einem landwirtschaftlichen Beruf zu machen, verdient große Anerkennung. Es ist sehr wichtig, dass sich die jungen Landwirtinnen in die gesellschaftliche und agrarpolitische Diskussion mit einbringen. Sie gestalten die Landwirtschaft von morgen“, so Hämmerle.

Dr. Clemens Dirscherl schilderte eindrücklich verschiedenste Aspekte des Lebensmitteleinzelhandels bei der Fleischvermarktung. Das „Fleisch der Zukunft“ wird seinen Ausführungen nach im Einklang dreier wesentlicher Kriterien erzeugt: der menschlichen Gesundheit, den Bedürfnissen der Tiere und der Einhaltung ökologischer Standards. Gerade das Tierwohl spiele bei Kaufland eine große Rolle. So gehöre man zu den Gründern der Initiative Tierwohl und habe sukzessive das Tierwohlangebot gesteigert. Es gebe bei Frischfleisch kaum noch die unterste Stufe 1 nach gesetzlichem Standard, sondern 2 mit mehr Platz und 3 mit Außenklima, noch mehr Platz und Stroh dominieren das Angebot mit über 90 Prozent.

Dr. Clemens Dirscherl

Der Tierwohlexperte erklärte am Beispiel der Fütterung, dass auch das Thema Nachhaltigkeit in den Vordergrund rückt: so komme kein Import-Sojafutter auf Kosten von Regenwäldern mehr zum Einsatz. Aktuell wird die Zusammenführung der bisherigen Kennzeichnung zur Haltungsform des Lebensmitteleinzelhandels mit dem fünfstufigen staatlichen Label zur Tierwohlkennzeichnung diskutiert. Zunächst soll das Label 2023 für frisches Schweinefleisch kommen. Insgesamt sei das Interesse der Landwirte für Tierwohlprogramme ungebrochen. Bei der Umsetzung hänge es jedoch oft an den baurechtlichen und emissionstechnischen Genehmigungsverfahren. Kaufland bietet Landwirtinnen und Landwirten Verträge mit einer Laufzeit von 3 bis 5 Jahren, die problemlos verlängert werden. Damit sei die Absatzsicherheit für die Tierhalter gewährleistet.

Auf Fragen nach der langfristigen Entwicklung des Fleischkonsums in Deutschland zeigte der Experte ein differenziertes Bild auf: rein demographisch verlief der Verzehr von Fleisch rückläufig angesichts einer alternden Bevölkerung. Klimapolitische, ethische und sozio-kulturelle Faktoren spielten ebenso eine Rolle: insgesamt würde wohl weniger Fleisch gegessen, es gebe eine Verschiebung insbesondere von Schwein zu Geflügel und Alternativen fleischloser Ernährung breiteten sich in unterschiedlicher Form aus, bis hin zu Visionen einer proteinhaltigen Ernährung aus dem Labor. 

Bildunterschrift: Dagmar Hämmerle, LRA Calw,  Leiterin Abteilung Landwirtschaft und Naturschutz und Geschäftsführerin VLF; Annika Böttinger, Landwirtin; Franziska Fröschle, Landwirtin; Thomas Schill, Landwirt und Vorsitzender VLF

Bildquelle: Landratsamt Calw

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