Pflege wertvoller Biotope am Grünen Weg bei Heumaden
Das Gebiet am Grünen Weg bei Heumaden beherbergt viele naturschutzfachlich interessante Biotope, die im Zuge der Schaffung des Biotopverbunds und der Reaktivierung der Hermann-Hesse-Bahn saniert und gepflegt werden
Nordwestlich des Ortsrandes von Heumaden liegt das Gewann Grüner Weg. Dort befinden sich zahlreiche geschützte Biotope wie Feldhecken und Feldgehölze, besonders wertgebend sind dort aber vor allem die vielen Steinriegel und Trockenmauern, die sich am Südhang entlangziehen. Die Steine werden von der Sonne beschienen und können sich so schnell aufheizen. Vor allem wärmeliebende Tierarten fühlen sich hier besonders wohl. Reptilien, wie die in Baden-Württemberg stark gefährdete Mauereidechse, sowie eine Vielzahl an Insekten besiedeln die Mauern und aufgeschichtete Steinhaufen, in denen neben der Wärme auch zahlreiche Versteckmöglichkeiten geboten werden. „Diese besonderen Standorte sind auch im Zuge der Biotopverbundplanung der Stadt Calw aufgefallen, in der der Grüne Weg als Schwerpunktbereich mit hoher naturschutzfachlicher Priorität beschrieben wird“, erklärt Tamara Winkscha, Biotopverbundbotschafterin vom Landschaftserhaltungsverband (LEV) Calw.
Der Biotopverbund ist ein Netzwerk aus Lebensräumen (Biotopen), das Arten ermöglicht sich auszubreiten und zwischen verschiedenen Biotopen zu wandern. Auch der genetische Austausch spielt dabei eine wichtige Rolle, um Populationen stabil zu halten und so die Biodiversität langfristig zu sichern. Gemeinden können sich in Zusammenarbeit mit dem Landschaftserhaltungsverband Calw eine sogenannte Biotopverbundplanung erstellen lassen. Die Stadt Calw war im Landkreis eine der ersten Gemeinden, die eine fertige Biotopverbundplanung vorweisen konnte. Bei der Erstellung einer Biotopverbundplanung werden zunächst alle vorhandenen Biotope auf der Gemeindefläche vor Ort begutachtet und beurteilt. Dabei werden sowohl bereits bestehende Planungen und Artkartierungen als auch Informationen von Behörden, Gebietskennern und der Öffentlichkeit mit in die Planung einbezogen. Sofern erforderlich, werden Maßnahmen zur Pflege oder mögliche Trittsteine zwischen den Lebensräumen vorgeschlagen. Die Gemeinde erhält abschließend einen Bericht und Karten zum aktuellen Zustand der Lebensräume, sowie Vorschläge und detaillierte Beschreibungen einzelner Pflegemaßnahmen.
Am Grünen Weg konnten schon mehrere Maßnahmen aus der Biotopverbundplanung von Calw umgesetzt werden. So wurde jüngst eine eingebrochene Trockenmauer fachgerecht wiederaufgebaut, um wieder Lebensraum für Insekten und Reptilien zu schaffen. Daneben wurden auch bereits stark bewachsene Steinriegel von Gehölzen befreit, ein zugewucherter Tümpel wieder freigestellt und überalterte Hecken gepflegt. Finanziert wurden die Pflegemaßnahmen mit Naturschutzmitteln des Landes, die Koordination der Umsetzung erfolgte über den Landschaftserhaltungsverband.
Neben dem Biotopverbund spielt auch die Reaktivierung der Herrmann-Hesse-Bahn eine zentrale Rolle bei der Maßnahmenumsetzung am Grünen Weg. Hier liegt der Fokus vor allem auf den vielen Streuobstflächen im Bereich der Schafscheuer. Diese prägen nicht nur das Landschaftsbild, sondern sind auch naturschutz- und artenschutzfachlich sehr wertvoll, denn sie bieten einen unverzichtbaren Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Darunter sind auch zahlreiche Fledermausarten, die Streuobstwiesen bei ihrer Nahrungssuche als Jagdhabitate und alte Baumhöhlen im Sommer als Schlafplätze nutzen. Um die ökologische Funktion, aber auch die Ertragsfähigkeit der Bäume langfristig zu erhalten, bedarf es einer regelmäßigen und fachgerechten Pflege der Bäume. „Die aktive, fachgerechte Pflege der Obstbäume ist entscheidend, damit diese ein hohes Baumalter erreichen und wertvolle Habitatstrukturen wie Höhlen und Totholz entstehen können“, berichtet Constanze Heck vom Landschaftserhaltungsverband, der den Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn bei der Umsetzung von Ausgleichsmaßnahmen unterstützt. Insbesondere alte Bäume bieten durch den Totholzanteil vielen Insekten ein Zuhause. Diese wiederum dienen unseren Fledermäusen als attraktive Nahrungsquelle. Beim Pflegeschnitt werden neben den obstbaulichen Kriterien, die der Verbesserung des Ertrags dienen, insbesondere auch naturschutzfachliche Kriterien berücksichtigt. Ziel der Maßnahmen sind mehrere große zusammenhängende Streuobstbestände, die gut gepflegte Bäume in allen Altersstrukturen aufweisen und den Fledermäusen langfristig als Lebensraum zur Verfügung stehen. Die Kosten der Baumpflege werden dabei vollständig vom Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn übernommen.
Auch in den nächsten Jahren werden weitere Maßnahmen am Grünen Weg umgesetzt, um das Gebiet langfristig naturschutzfachlich aufzuwerten.
Eine alte, teilweise eingebrochene Trockenmauer wurde naturschutzfachlich saniert, der neu aufgebaute Teil lässt sich gut am helleren Sandstein erkennen.
Die teilweise verwilderten Obstbäume werden von einem ausgebildeten Fachwart für Obst- und Gartenbau naturschutzfachlich geschnitten.