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Landschaft Welle
10.11.2022

Erste Maßnahmen der neuen Biotopverbundplanung in Oberreichenbach werden umgesetzt

Gemeinde und Landschaftserhaltungsverband Calw starten die Umsetzung der Biotopverbundplanung

Durch Gehölzpflegemaßnahme wird wichtiger Lebensraum für seltenen Schmetterling aufgewertet  

Im Jahr 2020 hat der Oberreichenbacher Gemeinderat die Erstellung einer Biotopverbundplanung für das gesamte Gemeindegebiet beschlossen. Der Beschluss des Gremiums war der erste seiner Art in Baden-Württemberg. Das Planungsbüro INA Südwest hat daraufhin in den vergangenen zwei Jahren umfangreiche Kartierarbeiten durchgeführt. Vor wenigen Wochen wurde der Plan dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Biotopverbundplan gibt einen Überblick über naturschutzfachlich wertvolle Lebensräume in Oberreichenbach und schlägt Maßnahmen zur Verbesserung dieser Biotope vor. Für die Umsetzung der Maßnahmen ist die Gemeinde und der Landschaftserhaltungsverband Calw zuständig.

Im Rahmen ihres neunwöchigen Praktikums beim Landschaftserhaltungsverband hat die Studentin Ina-Sophie Pfrommer nun eine erste Pflegemaßnahme in Oberreichenbach organisiert. Pfrommer stammt selbst aus Würzbach und studiert Landschaftsplanung und Naturschutz an der HfWU in Nürtingen.

Bei der Maßnahme handelt es sich um die Pflege einer Nasswiese nordöstlich von Oberreichenbach. Auf der Fläche wurde im Rahmen der Biotopverbundkartierung ein beachtliches Vorkommen des stark gefährdeten Randringperlmutterfalters festgestellt. Diese seltene Schmetterlingsart ist auf das Vorhandensein des nässeliebenden Schlangen-Knöterichs angewiesen. Da die Fläche direkt an den Waldrand angrenzt, wächst sie aber zunehmend mit Gehölzen zu. „Da der Schmetterling auf gut besonnte Standorte angewiesen ist, müssen hier dringend Gehölze entfernt werden“ berichtet Ina-Sophie Pfrommer.

Die Umsetzung der Maßnahme wird vom Landschaftspflegeunternehmer Tobias Jüngling durchgeführt. Mithilfe eines Kleinbaggers und einem sogenannten Fällgreifer werden zahlreiche Gehölze entfernt. „Durch den Einsatz des Kleinbaggers können auch auf nasseren Flächen Bäume beseitigt werden, ohne größere Fahrspuren zu hinterlassen“ erklärt Pfrommer. Das angefallene Schnittmaterial wird anschließend entfernt und zu Hackschnitzeln verarbeitet. Ein Teil der Bäume wird bei der Maßnahme aber nicht direkt beseitigt, sondern zunächst nur „geringelt“. Da bestimmte Baumarten nach dem Umsägen zahlreiche neue Triebe bilden, müssen diese mit einem Trick überlistet werden: Beim Ringeln wird lediglich die Baumrinde auf wenigen Zentimetern rund um den Stamm entfernt. Durch die so entstandenen Ringe stirbt der Baum langsam ab. Nach ein bis zwei Jahren kann der Baum, ohne die Gefahr von Stockausschlägen, abgesägt werden. Die Kosten der aktuell laufenden Pflegemaßnahme werden vollständig über Naturschutzmittel des Landes finanziert.

Auch der Oberreichenbacher Bürgermeister Karlheinz Kistner hat sich bei Maßnahmenbeginn vor Ort ein Bild gemacht. Er lobte die schnelle Umsetzung erster Maßnahmen und freut sich über die gute Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Landschaftserhaltungsverband: „Die Erstellung des Biotopverbundplans war eine absolut richtige Entscheidung“, so Kistner. „Durch den Plan konnten wir zahlreiche wertvolle Flächen kartieren, deren naturschutzfachliche Bedeutung uns so auf den ersten Blick nicht bewusst war. Der Biotopverbundplan soll nicht in der Schublade verschwinden, sondern auf der Fläche umgesetzt werden.“ Auch Tamara Winkscha vom Landschaftserhaltungsverband nutzte die Gelegenheit, um sich einen Überblick über die Pflegemaßnahme zu verschaffen. Winkscha ist seit Oktober neue Biotopverbundbotschafterin des Landschaftserhaltungsverbands. Sie wird nicht nur die Pflege weiterer Maßnahmen in Oberreichenbach, sondern im gesamten Landkreis begleiten. Aktuell werden im Landkreis Calw neben Oberreichenbach in fünf weiteren Gemeinden (Neubulach, Calw, Ebhausen, Bad Herrenalb und Nagold) Biotopverbundpläne erstellt.

Abbildung 1: Ina-Sophie Pfrommer erläutert Tamara Winkscha (LEV Calw), Landschaftspflegeunternehmer Tobias Jüngling und Oberreichenbachs Bürgermeister Karlheinz Kistner die geplante Maßnahme.

Bild: LEV CW

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