Kilian Spiethoff ist neuer Kreisarchivar
Kreisarchiv als Anlaufstelle für geschichtsinteressierte Bevölkerung
Seit Mitte Januar ist die Stelle des Kreisarchivars am Landratsamt Calw wieder neu besetzt. Der aus Bad Reichenhall stammende Historiker Kilian Spiethoff hat die Nachfolge von Martin Frieß übernommen und steht ab sofort als Ansprechpartner für Heimatforscher und Geschichtsinteressierte zur Verfügung. Der 35-jährige Spiethoff hat an der Ludwig-Maximilians-Universität München Neuere und Neueste Geschichte, Historische Hilfswissenschaften sowie Kommunikationswissenschaft studiert und dort auch seinen Magisterabschluss gemacht. Nach mehrjähriger Berufstätigkeit im Bereich der digitalen Geisteswissenschaften sowie am Thüringer Landesarchiv – Staatsarchiv Meiningen hat er zum 15. Januar die Position des Kreisarchivars am Landratsamt Calw übernommen.
Im Nordschwarzwald hat sich der gebürtige Bayer schon gut eingelebt. „Besonders gefallen mir die romantische Atmosphäre der Hermann-Hesse-Stadt und die Freundlichkeit der Bevölkerung,“ so Spiethoff. Im Sommer möchte der leidenschaftliche Naturfotograf die Schönheiten des Landes zwischen Enz und Nagold dann auch auf ausgedehnten Wanderungen entdecken. Aus fachlicher Sicht interessieren den Neuzeithistoriker, der bisher vor allem über migrationsgeschichtliche Themen sowie demokratische Bestrebungen im Deutschland des frühen 19. Jahrhundert publiziert hat, vor allem die vielfältigen internationalen Vernetzungen der Region Calw etwa im Bereich der Auswanderungs- und Tourismusgeschichte.
An seinem neuen Arbeitsplatz schätzt Spiethoff neben der uneingeschränkt positiven Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen im Landratsamt vor allem die bemerkenswerten Vorarbeiten seines Vorgängers im digitalen Bereich. „Das Webangebot des Kreisarchivs Calw gehört zu den bedeutendsten Beispielen für die Präsentation kommunalen Archivguts im deutschsprachigen Raum,“ sagt Spiethoff. In Zukunft soll dieses überregional wahrgenommene Leuchtturmprojekt vor allem durch die Digitalisierung urheberrechtsfreier Bücher mit Bezug auf die Kreisgeschichte weiter ausgebaut werden.
Zunächst jedoch steht für den neuen Kreisarchivar eine weitaus drängendere Aufgabe ins Haus. „Um das „Gedächtnis des Landkreises“ für neue Archivalien weiterhin aufnahmefähig zu erhalten, müsse selbst bei Ausnutzung aller noch vorhandenen Regalkapazitäten der Aufbau eines neuen Magazins innerhalb der nächsten Jahre ins Auge gefasst werden“, so Spiethoff. Als entscheidende Voraussetzung für ein derartiges Projekt beschreibt der neue Kreisarchivar vor allem die Verzeichnung und fachgemäße Lagerung der umfangreichen bislang noch unerschlossenen Bestände des Calwer Archivs. „Ca. 70 Prozent unserer Archivalien bedürfen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch einer eingehenden archivfachlichen Bearbeitung,“ so Spiethoff. Konkret geht es dabei um etwa 450 laufende Meter Archivgut. Viele Materialien lagern derzeit noch in Leitz-Ordnern oder als ungeschützte Aktenbündel im Magazin. Diese Situation erscheint nicht nur konservatorisch ungünstig; vielmehr nimmt sie auch überschüssige Platzreserven in Anspruch. Durch die umfassende Ordnung und Verpackung der im Magazin befindlichen Materialien möchte Spiethoff im Lauf der nächsten Jahre die Voraussetzungen dafür schaffen, dass ein Umzug des Archivs in neue Räumlichkeiten erfolgreich und ohne Gefährdung der teilweise höchst empfindlichen Dokumente geplant und durchgeführt werden kann.
Der enge Kontakt des Archivs zur Kreisbevölkerung soll dabei auch weiterhin fortgeführt werden, sagt Spiethoff: „Wir möchten ein offenes Archiv sein, das interessierten Bürgern, Schülern und Schülerinnen, Heimatforschern und Lokalhistorikerinnen bei ihren Projekten hilfreich und beratend zur Seite steht.“ Als erster Schritt in diese Richtung wurde innerhalb der letzten Wochen bereits ein neuer Benutzerarbeitsplatz im Vorraum des Magazins eingerichtet. Hier sollen in Zukunft auch digitale Recherchen in den Beständen des Archivs ermöglicht werden. Darüber hinaus möchte der neue Kreisarchivar unter bestimmten Voraussetzungen auch die Verwendung von Kameras oder Smartphones für das Fotografieren von Dokumenten im Kreisarchiv erlauben. Eine entsprechende Überarbeitung der noch aus dem Jahr 2002 stammenden Archivordnung sowie die Vereinheitlichung der bisher erhobenen Reproduktionsgebühren innerhalb einer Gebührenordnung werden derzeit vorbereitet.
Einen wichtigen Schwerpunkt der Archivarbeit im Landkreis soll auch zukünftig die kommunale Archivpflege ausmachen, für die das Landratsamt Calw im Oktober 2018 eine zusätzliche Stelle geschaffen hat. Seit Juni 2021 wird dieser Aufgabenbereich in kompetenter Weise durch den aus Waldbronn stammenden Archivar Andreas Berg betreut, der die Position von Pia Caroline Drewes übernommen hat. Die Warteliste der Gemeinden, die von Bergs Fähigkeiten zur archivischen Erschließung ihrer Aktenbestände Gebrauch machen möchten, ist lang und umfasst derzeit bereits mehr als die Hälfte der Kreiskommunen.
Bildunterschrift: Kilian Spiethoff ist neuer Kreisarchivar des Landkreises Calw.
Bildquelle: Landratsamt Calw
